Die Rückfahrt
Unsere Rückfahrt gestaltete sich etwas komplizierter, als wir erwartet haben. Da unser
Kameramann Simon bereits am vierten Tag wieder nach Deutschland zurückkehrte und
dafür das Auto nutze, mit dem wir alle zusammen hergefahren sind, mussten Benni und ich
die Ukraine mit dem Bus verlassen.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle hörten wir wieder einen Raketeneinschlag, dessen Vibration
wir auch spürten. Da sich die Einschläge in den letzten Tagen gehäuft haben fühlten wir uns
mittlerweile nicht mehr allzu sicher und waren froh, wieder in die Heimat zu fahren.
Bis wir diese erreichten, mussten wir jedoch noch Einiges auf uns nehmen. Die Fahrt zur
Grenze dauerte aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse deutlich länger als geplant und wir mussten noch 10 Stunden an der Grenze im Stau warten, bis unser Bus kontrolliert wurde. Insgesamt haben wir 27 Stunden gebraucht, um in Krakau angekommen. Da wir in unterschiedlichen Städten leben, trennten sich dort die Wege von Benni und mir.
Mein Heimflug fühlte sich surreal an. Es war schwer vorstellbar, wie es sein würde, daheim
anzukommen und mit den dortigen Alltagsproblemen konfrontiert zu werden. Tatsächlich
fiel es mir in den ersten Tagen nicht leicht, zu akzeptieren, wie anders die Relationen hier
sind und meine Perspektive darauf, was mir wichtig ist und worauf es mir ankommt, hat sich
durch meine Erlebnisse deutlich geändert.
Da mein Vater Pilot ist, konnte ich schon als Jugendlicher alle Kontinente bereisen und
unzählige Länder sehen. So ein Erlebnis wie in den acht Tagen in der Ukraine hatte ich aber
nirgendwo zuvor. Nie hatte ich an einem Ort gleichzeitig so viel Leid aber auch so viel
Optimismus gesehen. Die prägendste Erfahrung, mit der ich aus der Ukraine heimgekehrt
bin, ist die, dass meine Handlungen, die eines Einzelnen, tatsächlich so viel bewirken können.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle hörten wir wieder einen Raketeneinschlag, dessen Vibration wir auch spürten.
Update vom 16.08.2022:
Die nächste Fahrt in die Ukraine ist geplant, nächste Woche geht es los – mit noch mehr
Hilfsgütern und dem festen Willen, dort Hilfe zu leisten, wo immer sie gebraucht wird. Lest den nächsten Beitrag, um mehr über unsere nächste Hilfsaktion zu erfahren.
– Marcel Demeler